Montag, 11. November 2013

Wysocki-Lesen vertagt


Suhrkamp
Die für heute Abend vorgesehene 5. Leserunde von Gisela von Wysockis Roman "Wir machen Musik" fällt leider aus. 

Wer in den nächsten Tagen aber Zeit und Lust hat, kann trotzdem mal auftauchen und sich berichten lassen, was ich stattdessen von den Autoren Carmen Francesca Bancui, Olga Grjasnowa und Yusuf Yeşilöz erzählen kann, die an diesem Abend vor einem ausgesuchten Kreis des Buchhandels über das Schreiben in Deutschland als Dichter fremder Sprachen und Kulturen denken.

Matthes & Seitz
Und zur Erinnerung: 
Am Mittwoch ist der Nachmittag in der Buchhandlung Adelbert von Chamisso gewidtmet. Rosa und Jonathan Tennenbaum präsentieren ein musikalisch-literarisches Programm und im Rahmen von Stadt Land Buch stelle ich "Der wilde Europäer" von Beatrix Langner vor. Diese umfangreiche spannende Biographie von Chamisso ist im Berliner Verlag Matthes & Seitz erschienen und eine gute Lektüre für die langen Abenden.


Samstag, 2. November 2013

Vier Montage im November


Suhrkamp
Bantam
Berenberg

Es geht wieder weiter mit Shakespeare & der Kompanie. Jetzt, wo auch noch die letzten sieben Leseproben von der Longlist hinter uns liegen - oder in uns arbeiten, wohl besser gesagt - kehren wir wieder zum Wysocki-Projekt zurück. Wir - das kann jeder sein, und wenn die Runde über die üblichen zwei, drei Vorleser und Zuhörer wächst, bin ich glücklich.

Diogenes
Für den "Vorgestellt" Montag habe ich einen Auszug aus dem Novellenband "Das Haus in der Dorotheenstraße"von Hartmut Lange ausgewählt, sprachlich schön gefasste Momente und Vorgänge mit Berliner Bezug.

Der Lyrik-Montag gilt Altaf Tyrewala, den es im Berenberg Verlag zu entdecken gibt.

Also, treten Sie frisch hinein in die Runde, machen Sie es sich gemütlich und spitzen Sie die Ohren - und wenn es Ihnen Spaß macht, übernehmen Sie eine Passage des Vorlesens.

Hier gibt es den Vorleseplan November zum Ausdrucken: (PDF)

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Romane dieses Jahres, deutscher Zunge

Ein Zwischenbericht

Bei den Romanen gibt es jene, wo Personen und Handlung die Geschichte tragen und solche, wo Gedanken und Einsichten die Sicht der Dinge und Ereignisse prägen. Manche bedienen sich viel des Dialogs, manche führen Gedanken und Beobachtungen aus. Geschmäcker sind verschieden, und alles hier ist sehr subjektiv.  Als ich die frischeingetroffene longlist für den deutschen Buchpreis im Sommer draußen am Tischchen vorm Laden zum ersten Mal durchlas, dachte ich bis auf einige wenige Male: "hmm, so doll ist's diesmal nicht". Inzwischen haben wir im Kreis fast alle Leseproben vorgelesen, und beim zweiten Hinhören ist doch ganz gut, was heuer an deutschsprachiger Prosa zusammenkam.

In 'Nie mehr Nacht' fielen uns das Grau und die Zugvögel auf, und es wäre ein Roman, der wegen der entfachten Neugierde zum Weiterlesen reizen könnte: Welche Vergangenheit verbindet die Geschwister und verursacht diese Düsternis? Bleibt das Grau ein Thema, das den Roman bis zur letzten Seite durchzieht?

Dutli mit seinem etwas expressionistisch-wildem Ansatz gefiel uns, und das laute Lesen bestärkte meinen ersten guten Eindruck. 'Soutines letzte Fahrt' überzeugt mich bislang inhaltlich und formal, und er gehört zu meinen Favoriten.

Glavinic bietet spannenden Stoff für Leser, die gerne beim Lesen etwas erleben wollen. Mich bedrücken Kindheitstrauma eher, und sprachlich blieb 'Das größere Wunder' bei mir auch nicht hängen.


Was mir immer gefällt sind gute Beschreibungen und die Fähigkeit von Autoren, eine Stimmung zu vermitteln. Gstrein in 'Eine Ahnung vom Anfang' schafft das in bester Tradition klassischer Romanciers; ein sehr gepflegter Stil. Altmodisch wie ich bin, gefällt das mir. Das Thema ist eher schwierig, aber durchaus nachvollziehbar. Ich dachte an Frischs Auseinandersetzung mit der Person und unserem Bild, das wir uns von ihr machen. Philosophische Aspekte sind mir durchaus willkommen im Roman.

Zu meiner Wahl mit Jirgl steh ich deswegen nach wie vor, und die Science-Fiction-Skeptischen in der Runde fanden, dass 'Nichts von Euch auf Erden' auch zu ihnen sprach. Wir lasen es vor der Bundestags-Wahl, und freie Gesellschaft und Umgang mit Resourcen, Technik und Verwaltungsstrukturen lagen da ja geradezu in der Luft. Jirgls Buch werde ich gerne eines Tages ganz lesen, wenn ich dazu komm. Konzentration verlangt es schon. Unbedingt heiter scheint es auch nicht zu sein mit dem technokratischen Jargon und einer Vision einer uniform bewältigten Welt, der Schlimmeres droht. Ich bin auch neugierig auf das Ende - it es eine vielleicht eine Homage an Bradbury?

Daniel Kehlmann: 'F' fanden wir gut geschrieben, die kleinen Gesten, Beobachtungen, Beschreibungen. Es geht um Spiegelung, Aufspaltung, wie es scheint.

Bei Judith Kuckart wussten wir nicht so recht, ob der 'Wünsche' auf etwas Komisches hinausläuft; so ein Wechselbad, das die Leseprobe an sensibler Einfühlung und an abstrusen Momenten aufbot. Wir mussten einige Male auflachen, ich hatte aber das Gefühl, als würde einem das Lachen bald vergehen.

Ähnlich ging es uns bei 'Frühling der Barbaren'. Da tauchen so wirkliche Typen auf. Diese Eigenheit von Preising, plötzlich im Gehen innezuhalten und vom ich-Erzähler, sich darüber jedesmal innerlich aufzuregen, amüsierte uns. Vermutlich ist dies einer der Romane, die in der Schilderung eigentlich eher trauriger Zustände und Entwicklungen der Komik nicht entbehren.

Die Leseprobe von 'In Stein' war - den Einblicken zum Roman in der Presse zufolge, die harte Passagen ankündigte - gnädig. Sie zeigt ein menschliches Porträt der erzählenden Prostituierten. Mir gefiel Meyers im Interview auf der 'Blauen Couch' Erklärung zum Titel, der aus seiner Archäologen-Tätigkeit herrührt: Dass wir auf den Steinen der vergangenen Städte leben und dass wir in vielen Jahren zu Stein werden tief unter den Städten der fernen Zukunft. Seine Idee ist, eine Zeit-Schicht sprachlich lebendig zu erhalten, und er scheint quirlig und fleißig daran gearbeitet zu haben. Meyer positioniert sich dabei selbstsicher zwischen Dos Passos und Döblin. Nun ja. ... Das Interview, oder eher seinen Monolog endete Meyer mit einer animierten, intensiven Litanei:  'kreisen, kreisen, kreisen', womit er eben dies Umkreisen des beschriebenen Augenblicks im Welt-Stadt-Geschehen meint, das zu fassen er sich bemüht. Deswegen erschöpften ihn diese drei Worte, wie es schien, total und ließen ihn endlich aller Worte beraubt ins Polster sinken.

Meyerhoff zu lesen (na, dieser lange Titel, sie wissen schon) war reines Vergnügen und beste Unterhaltung.

Mora,'Das Ungeheuer', war verstörend und für mich etwas überwältigend. Die Leseprobe bietet nur einen Ausschnitt der oberen Hälfte, und das beschrieb eine Art Oblomowiade, wobei der Traum weniger poetisch bezaubernd, aber dafür sehr viel kürzer ausfiel. Mora fasst allerdings diesen desorientierten Bereich zwischen Träumen und Wachwerden versiert in eine literarische Form. Insgesamt fanden wir alles sehr, sehr deprimierend, auch schon ohne die untere Stimme der Frau dazuzulesen. Nun denn, sie trägt den Preis. Gratuliere!

'Die Sonnenposition' lohnt bestimmt, ganz gelesen zu werden, weil Poschmann wirklich in einer schönen poetischen Sprache schreibt. Mir gefällt, wenn Gebäude zu Protagonisten werden, wie auch das leerstehende Sommerhaus in 'Zum Leuchtturm' von Virginia Woolf. Ganz gleich, warum es inhaltlich gehen mag, so hört man gerne dem Gesang von Poschmanns Sätzen zu und läßt sich hineinziehen. So etwas kann ein Roman ja auch, und ich bin mir sicher, dass dies nicht zu einer Fluicht gerät, sondern dass manhinterher die Welt mit wacheren Sinnen wahrnimmt, auch wenn der Inhalt nicht so wichtig wird. Aber wer weiß das schon nach einer kleinen Probe.

'Die Ordnung der Sterne über Como' fanden wir sehr bedrückend.

Die übrigen sieben Texte verteilen wir über die nächsten zwei Montage. Zusätzliche Kommentare, Zustimmungen und Ablehnungen sind wie immer herzlich willkommen. Die Vorleserunde steht allen offen. Herzlich willkommen!

Dienstag, 27. August 2013

Ein Mal Shakespeare und zwanzig Mal beste deutschsprachige Romane 2013


Deutscher Buchpreis
 
longlist
Es ist wieder soweit! Für alle Literaturfreunde für den deutschsprachigen Raum sind die Leseproben der zwanzig als beste Romane ausgewählten Titel eingetroffen, die longlist. Das wird das Programm für die nächsten Vorlesemontage sein.

Nur auf Shakespeare wollen wir nicht verzichten. Am ersten Juli-Montag
Bantam Classics
beendeten wir die "Merry Wives of Windsor", und am 2. September geht es nun weiter mit "Measure for Measure". Ein jeder ist wieder eingeladen, zu kommen und eine Sprechrolle zu übernehmen, oder einfach nur mitzuhören.

Die anderen Montage fallen auf den 9., 16., 23. und den 30. September, und wir wählen die Auszüge aus der longlist jeweils, wie es uns gefällt.  Beginn ist wie immer um 18,00 Uhr.

Am 11. September fällt die Entscheidung zu den sechs besten deutschsprachigen Romanen des Jahres, genannt shortlist, und zur Frankfurter Buchmesse am 7. Oktober steht dann der Sieger fest. Im letzten Jahr war dies Ursula Krechel mit "Landgericht" (erschienen bei Jung und Jung).

Hanser
Die Süddeutsche hat alle nominierten Literaten fein alphabetisch mit Erscheinungsdatum aufgelistet:
  • Mirko Bonné: Nie mehr Nacht (Schöffling & Co., August 2013)
  • Ralph Dutli: Soutines letzte Fahrt (Wallstein, März 2013)
  • Thomas Glavinic: Das größere Wunder (Hanser, August 2013)
  • Norbert Gstrein: Eine Ahnung vom Anfang (Hanser, Mai 2013)
  • Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden (Hanser, Februar 2013)
  • Daniel Kehlmann: F (Rowohlt, September 2013)
  • Judith Kuckart: Wünsche (DuMont, März 2013)
  • Olaf Kühl: Der wahre Sohn (Rowohlt.Berlin, September 2013)
  • Dagmar Leupold: Unter der Hand (Jung und Jung, Juli 2013)
  • Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren (C. H. Beck, Januar 2013)
  • Clemens Meyer: Im Stein (S. Fischer, August 2013)
  • Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2013)
  • Terézia Mora: Das Ungeheuer (Luchterhand, September 2013)
  • Marion Poschmann: Die Sonnenposition (Suhrkamp, August 2013)
  • Thomas Stangl: Regeln des Tanzes (Droschl, September 2013)
  • Jens Steiner: Carambole (Dörlemann, August 2013)
  • Uwe Timm: Vogelweide (Kiepenheuer & Witsch, August 2013)
  • Nellja Veremej: Berlin liegt im Osten (Jung und Jung, Februar 2013)
  • Urs Widmer: Reise an den Rand des Universums (Diogenes, August 2013)
  • Monika Zeiner: Die Ordnung der Sterne über Como (Blumenbar, März 2013)
Ich bin gespannt auf Jirgl und Dutli. Uwe Timm mag ich bestimmt sowieso. Na, mal sehen... Haben Sie Interesse? Haben Sie schon Vorlieben? Lassen Sie doch von sich hören!
DuMont
Kiepenheuer & Witsch
Wallstein
Kiepenheuer & Witsch


Mittwoch, 24. Juli 2013

Der letzte Montag im Juli


Wieser
Piper
C. H. Beck

Wenn Sie den Verlagsnamen anklicken, finden Sie mehr Informationen zum Buch; wenn Sie den Autoren anklicken, gelangen sie zum digitalen Laden der Schröerschen Buchhandlung. Wir freuen uns auf Ihre Bestellung.

Möller / Wieser/ Dalos
Polen, Bosnien, Ungarn - Impressionen Der Vorlesemontag am 29. Juli ist drei Büchern gewidtmet, die uns mitnehmen auf eine Reise in den Osten Europas.

Steffen Möller beschreibt etwa die Kunst der Polen, zu überkombinieren, was auf Polnisch "Przekombinować" heisst, und sich entschieden vom Tatbestand der Korruption unterscheidet, wie er anschaulich mit einer Anekdote belegt. Kirche und Religion in allen Facetten hat Platz und alles, was darüberhinaus Polen ausmacht. Es sind Begegnungen, Eindrücken und Reflektionen während einer Reise mit dem Berlin-Warschau Express. Alles kommt klug und witzig daher und hat die wohltuende Wirkung, dass uns unser Nachbar noch näher rückt und dabei neugierig macht auf eigene Begegnungen.

Der Wieser Verlag betreut von Klagenfurt aus ein Programm, das sich mit der Kultur und Gesellschaft der Länder befasst, die einst zur Habsburger K&K Monarchie gehörten, vermeidet dabei aber Nostalgie und Miefigkeit. Vielmehr öffnet sich der Verlag sozusagen mit Staunen dem vielfältigen Treiben und dem stetigen Wandel dieser Region und seiner Leute. In Pita, Burek oder Börek? erzählen Barbara Maier und Lojze Wieser von ihren Reisen auf dem Balkan, wobei die Kochkultur eine prominente Stellung einnimmt.

Mit György Dalos kehrt eine ernstere Note in die Landesmonographie ein. Im Ausblick meint Dalos: "Brüssel ist nicht Moskau, und die Mitglieder der Europäischen Union sind keine Satelliten." Seine kluge Begleitung durch die über tausendjährige Geschichte hilft uns, Ungarn als ein eigenes Land zu verstehen, das zu entdecken lohnt, auch, um Ideen für ein lebendiges und menschliches Europa zu bekommen.

Freitag, 17. Mai 2013

veni sancte spiritus


Pfingsten; Antiphonar Brünn

Allen Lesefreunden wünsche ich ein frohes und erleuchtendes Pfingsten! Die Quelle für die abgebildete Buchmalerei sprudelt aus dem Europeana Portal

Die Seite ist im Internet bisher noch nicht ins Deutsche übersetzt. Im Englischen heisst es:

What We Do

  • Aggregate – We are building the open, trusted source for European cultural content
  • Facilitate – We support the cultural heritage sector through knowledge transfer, innovation and advocacy
  • Distribute – We make heritage available to people wherever they are, whenever they want it
  • Engage – We cultivate new ways for people to participate in their cultural heritage
Es geht also darum, im Internet eine riesige Bibliothek und Mediathek zu errichten, die Jedermann zugänglich ist. Viele Institutionen - Museen, Bibliotheken, Sammlungen, Stiftungen - beteiligen sich dabei europaweit. Wenn das nicht ein gutes Thema zu Pfingsten ist! Der letzte Punkt, das Engagement, spricht mich dabei besonders an, und wenn ich Ihnen Lust bereite, sich bei der Europeana zu registrieren und dort häufig Gast zu sein und an den Quellen Labe zu suchen, dann macht mich das froh.

S. Fischer
Was den Vorlesemontag betrifft, für den Ausschnitte aus William Maxwells Roman: geplant waren, so fällt dieser wegen Pfingstmontag aus. Das Buch ist dennoch sehr empfehlenswert. William Maxwell ist Amerikaner, weswegen bei der Europeana nicht über ihn zu finden ist. Dafür gibt es aber einen schönen langen Artikel in der New York Review of Books, leider auch nur auf Englisch:  The Perils of His Magic Circle von Edward Mendelson (April 29, 2010, NYRB Vol LVII, Number 7). Die Ausgabe kann hier gelesen und unter Umständen auch entliehen werden.

Der Roman von William Maxwell, So Long, See You Tomorrow, ist als: Also dann bis morgen in der Übersetzung von Benjamin Schwarz bei Zsolnay erschienen und als Taschenbuchausgabe bei S. Fischer lieferbar. Es war der Kandidat für Patronatskind Eins.

Mittwoch, 1. Mai 2013

"a comedy of contemporary manners"*


The Yale Shakespeare*

Shakespeare Monday continues with:

The Merry Wives of Windsor


While my mother preferred the Classics in music, like Mozart and Haydn, my father had a weakness for operettas and for the opera buffa. In a tender age I was thus confronted with the heartily sung: "Als Büblein klein an der Mutterbrust, heija! bei Regen und Wind ..." [“as a baby boy at my mother's breast, hi ho! in rain and wind”]. We siblings liked the merry tune, but as members of a catholic and rather somatophobic society the Mutterbrust was embarrassing and we rather replaced it with “Leberwurst” (liver sausage) and pictured us as Kasperl, the German Punch, who always was fond of sausages.

Anyway, the quoted lines originate from the opera Die lustigen Weiber von Windsor composed by Otto Nicolai in the 1840s. Sir John Falstaff sings them in a drinking song in the second act. The libretto was written by Salomon Hermann Mosenthal, and it should be "hop heissa" instead of "heija", but merry 'tis nonetheless.

John Norden; Windsor, 1607*
Tucker Brooke in “Shakespeare of Stratford” notes:
“In the Merry Wives of Windsor he may consciously have written himself down to the Queen's [Queen Elizabeth I. ] taste.”
whatever that may entail, and:
“... of the Englishmen of his own time he hardly tells us directly anything except that they dress outrageously, outdrink the Dutch, and are stupidly given to staring at strange monsters.”
The Royal Shakespeare Company offers material for a first orientation.

Available in print among others:
Oxford University Press
Cambridge University Press
Palgrave Macmillan



 In Deutsch:
Lambert Schneider Verlag
dtv
This play is, after "The Tempest" and "The Two Gentlemen of Verona" the third in our series of reading Shakespeare. As always, everyone is invited to join the reading - with or without doing voices or just coming in to listen along. Or, if you are not in Berlin, just take part via this blog under the Kommentar option.

Did you already encounter Shakespeare's Merry Wives? Any memories of former reads or theatre visits or of mental pictures coming up?

I am looking forward to a jolly read in May.

* source, from private shelves: The Yale Shakespeare; Wilbur L. Cross and Tucker Brooke, Editors; originally at Oxford University Press

Mittwoch, 13. März 2013

"knorrig, kantig und sympathisch"


Diogenes
So schreibt das Hamburger Abendblatt über Hunkeler, und dem stimme ich zu.

Hansjörg Schneider
Hunkeler und die Augen des Ödipus

Diogenes

Hunkeler und die Augen des Ödipus, den achten Fall, habe ich gelesen. Es hat mir großes Vergnügen bereitet, auch, dabei im Geist das Dreiländereck zu besuchen, witzige Anmerkungen zum modernen Theater zu lesen und von der geheimnisvollen Atmosphäre des Hafenviertels gefesselt zu werden. Statt auf den Handlungsverlauf einzugehen zitiere ich hier aufs Geratewohl ein paar Sätze quer durch den Roman, die zeigen, wie gut Hansjörg Schneider unterhält und auf die schrullig-stöbernde Weise Hunkelers allmählich den Fall klärt.



S. 17:  
Der Artikel war vom dicken Hauser gezeichnet, der unweit von Hunkeler an der Colmarer Straße wohnte. Es war offensichtlich, dass er die Havarie der Antigone zur großen Geschichte ausbauen wollte. Hatte Vetter Feinde, fragte er, die ihm ans Leben wollten? Hatte seine unbarmherzig konsequente Arbeitsweise, mit denen er die verkrusteten Strukturen des überlebten Bildungstheaters aufzubrechen, die von einem faschistoiden Polizeiapparat unterdrückten Widersprüche und Spannungen der durchökonomisierten Gesellschaft auf die Bühne zu stellen versuchte, zu seinem Verschwinden geführt? …


S. 78: 
Er stieg drei Stufen hoch und klopfte an die Haustür, mehrere Male. Er wartete ziemlich lange. Dann ging die Tür auf, vor ihm stand eine ältere Dame. Sie hatte ein Wolltuch über die Schultern hängen, das ihr bis zu den Knien reichte. Ihr Kopf war kahlgeschoren. Es war die Schauspielerin Judith Keller.

“Ja?”


S. 121: 
“Ich bin hier am Bach aufgewachsen”, sagte sie. “Da entwickelt man einen Blick für alle Arten von Polizisten.”

“Wie viele Arten gibt es?”

Sie lachte.

“Es gibt die bösen, die hinterlistigen. Die Zögerer, die unbeholfen wirken. Die anständigen, jovialen. Gefährlich sind sie alle.”


S. 182: 
Hunkeler hielt nichts von Leuten, die mit einer Theorie die Welt retten wollten. Trotzdem las er weiter. Adorno hatte eine Sprache, der er nur mit großer Mühe zu folgen vermochte. Er nahm das als knifflige Denksportaufgabe. Er staunte über Adornos Anspruch, sein Denken über alles und jedes auszubreiten, auch wenn er keine Ahnung hatte davon.


S. 215: 
Früh am Sonntagmorgen, dem 14. Juni, war Hunkeler im Rheinbad St. Johann und schlüpfte in die Badehose. Der Fluss führte Hochwasser, eine braune Flut wälzte sich Richtung Norden. Es hatte im ganzen Mittelland gewittert.

Bei der Klingentalfähre stand der Fischersmann Fridolin Ruf im Ölzeug.

“Grüß mir die Reisenden”, sagte Hunkeler.


Also auf zu einer Reise nach Basel! An (und in) den Rhein, den Hafen, das Theater, die Spelunke - und unter die Menschen, von denen einer ein gefährlicher Mörder ist.



Am Montag, den 18. März 2013 werden die Vorleser und Zuhörer in ein paar Anfänge aus den anderen Fällen von Hunkeler hineinschnuppern. Ein Jeder ist, wie immer, herzlich dazu eingeladen.

Freitag, 25. Januar 2013

Aus Lieblingsbüchern

Aus dem heimischen Bücherregal: Hans Ziegler (Hrg.); "Frauenlieblinge" Literarische Bekenntnisse deutscher Frauen C. F. Amelangs Verlag Leipzig, 1889 (geschenkt von einem Bücherfreund)
Männerlieblinge... Frauenlieblinge ...
aus dem Archiv, August bis Dezember 2011
 
 "Gegen Ende meiner Teenagerjahre nahm ich jedes Buch zur Hand, das im Haus herumlag. Auf diese Weise lernte ich viel, die Wahllosigkeit erwies sich als Tugend. Ich unterhielt mich auch mit meinem Vater über seine Lektüren. Außerdem las ich Jack London, Henry Miller, Jack Kerouac, Charles Buckowski. Es waren 'Bücher für Jungs', vielleicht sogar für 'wilde' Jungs, die dem Vorortideal ein spontaneres Leben entgegensetzten.“ 
zitiert von S. 176 aus Hanif Kureishi, 
"Mein Ohr an Deinem Herzen“ 
Erinnerungen an meinen Vater 
Fischer, Frankfurt a. M., 2011
 (geb. mit Lesebändchen, Euro 18,95) 

Bevor wir in dieser Runde wieder in ein komplettes Buch eintauchen, ist für die kommenden Monate Gelegenheit, mit seinem Lieblingsbuch zu erscheinen und - an einem gewählten Montag - nach ein paar einleitenden Worten zum Mundwässern, eine Passage vorzulesen. Sie können sich auch nebst Buch per Telephon 030 7800 1415 oder per info@buch-haimberger.de zu einem bestimmten Montag ankündigen. Bisher steht nur Jan Neruda an: Dieser tschechische Erzähler beeindruckte Ricardo Eliecer Neftalí Reyes Basoalto dermaßen, dass der sich fortan Pablo Neruda nannte. Wie ich die Welt so kenne, gibt es noch unendlich mehr Bücher, die uns zur Lieblingslektüre wurden. Laßt uns den Schatz miteinander teilen! 

Freitag, 4. Januar 2013

Günter Grass; "Grimms Wörter"



Bildquelle: Verlag Steidl
(aus dem Archiv)

Ein märchenhaft - heiteres Buch über deutsche Sprache und deutsche Geschichte Mit A fängt’s an ... So beginnt Grass seine Reise, bei der wir ihn seit dem 3. Januar 2012 begleiten.

Was bisher im Leben der ungleichen Brüder geschah: Jacob und Wilhelm zählten zu den Göttinger Sieben, die 1837 beim Landesherrn König Ernst August von Hannover Protest einlegten gegen dessen Aufhebung der Staatsverfassung. Jacob muss daraufhin das Land verlassen. Günter Grass verführt über Orts- und Zeitgrenzen hinweg, dass wir uns zusammen mit ihm einmischen: in Grimmschen Ernst am Bürger sein und Grimmscher Lust an deutscher Sprache. Das kann einem kein Regent streitig machen, und darin mag die Anleitung zum aufrechten Gang zu finden sein.